Lange habt ihr hier nichts mehr neues lesen können. Aber jetzt muss hier wieder mal etwas rein, was hoffentlich vielen ratsuchenden Heimwerkern hilft. Wir haben unter anderem eine ECM Mechanika IV Espressomaschine die inzwischen vier Jahre alt ist. In der letzten Zeit machte sich zunehmend eine schlechter werdende Kaffeequalität und eine komische Kuriosität bemerkbar.
Der Kaffee plätscherte eigentlich nur noch aus dem Siebträger und war meist „relativ kalt“ (was bedeutet
~50 – 65 °). Besonders mein Vater ist da sehr empfindlich. Er erwartet grundsätzlich einen wirklich heißen Kaffee oder Espresso. Durch die geringe Temperatur hatte der Kaffee/Espresso auch eine relativ schlechte Crema.
Da die Maschine im Bereich des Thermosiphon eine enge Biegung hat in der Kalk gerne stecken bleiben und damit dann durch eine relativ runtergekühlte Brühgruppe die Kaffeetemperatur leidet, dachte ich zunächst an eine überfällige Entkalkung. Die Entkalkung habe ich prompt mit Zitronensäure / Apfelsäuregemisch angefangen. Gerade als der Kessel mit Säure befüllt war und ich noch den Thermosiphon mit Säure fülle wollte, passierte die Katastrophe die niemand brauchen kann … die Pumpe förderte nicht mehr und streikte! Die Säure saß im Kessel erstmal fest und ich konnte die Säure nicht mit der maschineneigenen Pumpe herausbekommen. Natürlich folgte dann die akute Notoperation (die deswegen auch nicht dokumentiert wurde): Kessel aufschrauben, Maschine stürzen und Kesselinhalt manuell entleeren.
Besonders frustriert war ich jedoch direkt nach dem Entleeren! Plötzlich lief die Pumpe wieder. Unglaublich!
Genau dieses abnormale Verhalten habe ich dann weiter untersucht und festgestellt das die Pumpe unter Last urplötzlich nachgibt und dann gar nicht mehr fördert. Hier ein Video wie das aussieht:
Die Pumpe wird ab ca. 8,5 Bar wird die Pumpe plötzlich ganz leise und fördert nicht mehr. Immer wenn dieses Szenario eintritt, fördert die Pumpe sehr lange Zeit nicht mehr.
Und hier nun eine kleine bebilderte Erklärung zum Tausch der Vibrationspumpe:
Benötigt wird ein Imbus-Satz mit unterschiedlichsten Standardgrößen, 2x 13er Schlüssel, 1x 12er Schlüssel
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Gehäuse öffnen:
Entfernt den Wassertank. Nehmt die Tassenablage ab und entfernt die Halteschrauben an der Oberseite mit einem Imbus. Die obere Abdeckung legt ihr einfach zur Seite. Anschließend entfernt ihr alle Schrauben an der Unterseite der Maschine. Ihr solltet nun den Halteeinsatz für den Wassertank herausnehmen können (Der Flansch an der Unterseite aus hellem Plastik kann einfach abgeschraubt werden. Ihr findet eine weiße von Hand schraubbare Mutter im Innenbereich des Wassertankhalters). Außerdem hängt nun eventuell schon die Edelstahl-Umfassung schon etwas runter.Um die Edelstahl-Umfassung ganz abnehmen zu können, müsst ihr die Schrauben im Innenbereich nahe der Maschinenfront entfernen. Die Schrauben befinden sich oben im Falz. Auch hier wird ein Imbus benötigt.
Wichtig: Sammelt alle Schrauben und notiert wo ihr welche Schraube entfernt habt!
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Abschrauben der alten Pumpe:
In rot auf der linken Seite sehen wir die Vibrationspumpe der ECM. Diese müssen nun rausschrauben. Hierzu lösen wir den Verbinder zwischen Druckschlauch und Pumpe. Benötigt wird ein 12er Schlüssel am Verbinder und ein 13er Schlüssel an der Überwurfmutter des Druckschlauchs.
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Lösen des Silikonschlauchs (Zuführung vom Wassertank)
Hier sehen wir die Vibrationspumpe aus dem rechten Blickwinkel. Den Schlauch vom Wassertank zur Pumpe habe ich bereits abgezogen. Die Pumpe ist, wie man sieht, gummigelagert. Eine der Gummihalterungen habe ich bereits abgezogen.
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Entfernen der alten Vibrationspumpe aus der
ECM Mechanika IVNun löst man die Stromversorgung der Pumpe.
WICHTIG: Vorher unbedingt die Stromversorgung der ECM Mechanika IV trennen!
Auf der linken Seite der Pumpe sieht man eine kleine Plastikeinfassung. Hier drin steckt eine Schmelzdiode, die bei Überhitzung der Pumpe die Stromversorgung unterbricht und dadurch die Pumpe schützt. Diese Schmelzdiode vorsichtig aus der Halberung ziehen.Wenn alle Kabel getrennt sind, kann die Pumpe einfach aus den Gummihalterungen gezogen werden. (Bei diesem Vorgang kann man die Gummilagerung der Pumpe auch gleich mit etwas Glycerin pflegen.)
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Neue Pumpe vorbereiten:
Die neue Pumpe muss vor Inbetriebnahme mit Wasser gefüllt werden. Wenn man die Pumpe nicht mit Wasser füllt, wird die Pumpe nur sehr laut vor sich hin scheppern und kein Wasser fördern. Dieser Schritt ist daher äußerst wichtig. Gleichzeitig hat man bei diesem Schritt ein gewisses Stromschlagrisiko, weshalb diese Arbeiten unbedingt von fachkundigem Personal vorgenommen werden sollten.
Achtet bitte unbedingt darauf das die Pumpe jederzeit binnen Sekundenbruchteilen ausgeschaltet werden kann. (Ich hatte hier einen Lampenschalter/Schnurschalter wie hier.Nehmt euch zwei Gefäße. Ein Gefäß füllt ihr mit Wasser. An die Pumpe bringt ihr einen relativ langen Schlauch, den ihr problemlos in den Mund nehmen könnt. Nehmt die Schlauch in den Mund und saugt etwas Wasser an (füllt den Schlauch). Dann steckt ihr den Schlauch auf den Zuführungsstutzen der Pumpe. (nicht auf die metallene Seite der Pumpe). Schließt die ULKA Pumpe an 230 Volt Stromversorgung an und bereitet euch nun auf das Befüllen vor:
– Beide Wassergefäße vorbereiten: Beide Gefäße vor sich stellen. Ein Gefäß muss mit Wasser gefüllt sein.
– Wasserschlauch (gefüllt mit Wasser) in den Mund nehmen (ein Ende im Mund, anderes an der Pumpe)
– Schalter in die Hand nehmen
– In die andere Hand die Pumpe nehmen und in Richtung zweitem Gefäß zielen. (Es spritzt!)Lest diesen Absatz komplett, BEVOR ihr den Schalter umlegt!
Schaltet nun den Strom an und baut mit eurem Mund Druck in dem Schlauch zur Pumpe an. Ihr werden nach einem kurzen Moment bemerkt wie die Pumpe mit ziemlicher Geschwindigkeit ansaugt. Ihr müsst dann schnell sein!! Sobald die Pumpe ansaugt müsst ihr sofort den Schalter umlegen und den Strom trennen. Wichtig ist das nach dem Ausschalten im Schlauch noch Restwasser steht. Die Pumpe darf keinesfalls am Ende Luft angesaugt haben.Und?, wie oft habt ihr gebraucht bis es was wurde?Nach drei Versuchen war es bei mir so weit. Pumpe ausgeschaltet und Restwasser im Schlauch.
Perfekt um fortzufahren!Jetzt trennt ihr den Schlauch von der Pumpe und füllt ihn abermals mit Wasser und schließt ihn wieder an die Pumpe an. Dieses mal nehmt ihr jedoch das andere Ende nicht das Ende in den Mund. Ihr müsst nicht mehr pusten. Jetzt hängt ihr das andere Ende in das gefüllte Gefäß. (Achtet beim Befüllen des Schlauchs darauf das wenig bis gar keine Luft im Schlauch ist!)
Zielt auf euer leeres Gefäß (bzw. hier ist von vorher minimal Wasser enthaltne). Schaltet jetzt die Pumpe wieder ein. Sie sollte nun sauber Wasser aus dem gefüllten Gefäß ziehen und in das leere Gefäß pumpen.
GLÜCKWUNSCH! Die Pumpe arbeitet nun!
Steckt die Stromversorgung zuerst an der Steckdose aus und dann an der Pumpe ab, lasst den gefüllten Wasserschlauch an der Pumpenzuleitung dran. -
Neue Pumpe einbauen
Die neue Pumpe einzubauen ist nicht schwer. Der Ausbau der ursprünglichen Pumpe war ja schon sehr lehrreich. Ich empfehle euch den Wasserschlauch zur Pumpenzuführung an der Pumpe stecken zu lassen. Man muss den Schlauch dann zwar durch die Gummilagern fummeln, aber man hat 100%ige Garantie das die Pumpe konsequent Wasser in sich hat und sich nicht mehr mit Luft füllen kann.
Wichtig: Ihr solltet darauf achten das die wieder verbauten Komponenten optimal abgedichtet sind. Ich verwende hierzu Teflon-Dichtband das ich auf die Schraubteile aufwickle in mit in das Gewinde eindrehe.Ihr solltet jedoch darauf achten das es evtl. abgerissenen Teilen des Dichtbands nicht möglich ist in den Wasserkreis zu kommen. Bedeutet also das ihr sorgfältig ausschließlich auf das Gewinde wickeln solltet. Bringt also kein Dichtband VOR das Gewinde.Wie ihr oben seht ist die neue Pumpe noch nicht eingebaut. Schraubt das Verbindungsstück mit euren Schraubenschlüsseln bereits außerhalb der Espressomaschine fest in die neue Pumpe. So erspart ihr euch nachträglich ein nerviges Einschrauben des Verbindungsstücks im Inneren der Maschine.
Wenn das Verbindungsstück sitzt und auf der anderen Seite dann immernoch der gefüllte Wasserschlauch steckt, ist es so weit. Fädelt die neue Pumpe in die mittlerweile mit Glycerin gepflegten und sehr geschmeidigen Gummilager / Gummihalterungen ein. Ihr solltet nun ein Bild haben wie zu Beginn des Tutorials. So in etwa:
Dieses Bild zeigt die alte Pumpe. Die neue Pumpe sollte jedoch identisch aussehen. Einziger Unterschied sollte ein bei euch vorhandenes Dichtband am Verbindungsstück sein.Jetzt beginnt ihr mit einem 13er und einem 12er Schlüssel die Montage des Druckschlauchs. Achtet unbedingt darauf das sich die Pumpe nicht dreht. Setzt am Verbindungsstück unbedingt einen zweiten Schraubenschlüssel zum Gegenhalten an.
Sitzt der Druckschlauch?, perfekt! Dann beginnen wir mit der Remontage der Stromversorgung.
Wichtig: Espressomaschine unbedingt ausstecken, macht das Gerät unbedingt stromlos!!Nachdem das erste Kabel angeschlossen wurde, folgen die anderen. Bitte führt die Schmelzdiode unbedingt an den vorgesehenen Platz. Ich habe schon von einigen Gehör das man die Schmelzdiode nicht einfädeln sollte. Ich halte davon absolut nichts. Die Schmelzdiode ist sehr wichtig und schützt u. U. vor einem Druchbrennen der Pumpe.
Links ist die Schmelzdiode bereits an den bestimmungsgemäßen Ort geführt worden.Der Einbau der neuen Pumpe ist nun fertig. Glückwunsch!
Eure Maschine sollte nun so aussehen: -
Maschine wieder zusammenbauen:
Jetzt schraubt ihr die Maschine wieder zusammen. Ich verzichte an dieser Stelle auf die Beschreibung dieses Schritts. Wer die Maschine zerlegt hat, sollte wissen wie die Komponenten zusammen hingen. Die richtige Anordnung der Schrauben ist mit dem Hinweis aus Punkt 1 ja problemlos möglich 🙂
Ihr habt es geschafft!
Ich war nach dem Pumpenwechsel begeistert welche Qualität die Maschine nun wieder lieferte.
Genießt eure Espressi!